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Geschichte. CONSTANTINE. 49. Route. 311 Faubourg d’el-Kantara, der unbedeutenden rechtsuferigen Vor-
stadt
beim Bahnhof, hat Constantine noch zwei Vororte, den Fau-
bourg
St-Jean
und Faub. St-Antoine, am Rande des Coudiat-Aty
(Pl. A 5, 6), des neuerdings fast ganz abgetragenen und zur Be-
bauung
bestimmten Hügels im SW. der Altstadt.

Constantine ist ein Mittelpunkt des algerischen Getreidehandels
und zugleich als Schafwollbörse von Bedeutung. Überaus rege ist
die gewerbliche Tätigkeit, besonders Lohgerberei, Schuhfabrikation,
Sattlerei und Wollweberei. Hauptsitz von Handel und Gewerbe
sind noch immer die in ihrem malerischen Reiz erst durch wenige
Straßendurchbrüche geschädigten Eingeborenenviertel, die in der
Bauweise der Kasba in Algier (S. 237) ähneln. Neben den farben-
reichen
Volkstrachten der Mohammedaner ist das noch mittelalter-
liche
jüdische Frauenkostüm hier von besonderem Interesse.

Klimatisch ist Constantine wenig begünstigt. Als beste Zeit für
einen mehrtägigen Aufenthalt gilt das Frühjahr. Im Winter werden
die hohen Kältegrade (S. 178) und die rauhen Winde Empfindlichen
wenig zusagen, während sich im Sommer und Herbst der Scirocco
hier noch mehr als an der Küste bemerkbar macht. Die Niederungen
am Rhumel sind vom Juni bis Oktober der Malaria ausgesetzt.

Constantine, ursprünglich phönizisch Kartha (Stadt), von den Rö-
mern
später Cirta genannt, war unter den numidischen Königen das wich-
tigste
Kulturzentrum im Innern des Landes und seit Micipsa (149-119 vor
Chr.
) Residenz der Herrscher. Die erste bekannte Eroberung in geschicht-
licher
Zeit erfolgte 112 vor Chr. durch Jugurtha (S. 335), der die Felsenstadt
seinem Vetter Adherbal entriß. In der römischen Kaiserzeit gehörte
Cirta, das Haupt des Städtebundes der vier Coloniae Cirtenses (Constan-
tine
, Mila, Philippeville, Collo), zu der Dioecesis Numidia, dem Ver-
waltungsbezirk
des Legaten der dritten Legion (S. 299). Durch die Truppen
des Kaisers Maxentius 311 zerstört, erstand die Stadt bereits im nächsten
Jahre aus den Trümmern, wurde an Stelle von Lambaesis zur Hauptstadt
Numidiens erhoben und nahm zu Ehren ihres Gönners, Konstantins des
Großen
, den Namen Constantina an. Nachdem es 435 als die einzige Stadt
der Berberei den Ansturm der Vandalen Genserichs (S. 336) zunächst ab-
gewehrt
hatte, trat es bis in die Maurenzeit, in welcher es anfangs zum
Reiche der Hammaditen (S. 282, 274), später abwechselnd den Almohaden
(S. 97), Meriniden (S. 97) und Hafsiden (S. 337) gehörte, politisch nicht
mehr hervor, genoß aber im Mittelalter neben Bougie durch seine Ge-
lehrtenschulen
einen hohen Ruf.

In der türkischen Periode war Constantine Hauptstadt des ostalgerischen
Beylikats und hatte jahrhundertelang unter der despotischen Regierung
der Beys schwer zu leiden. In der französischen Kriegsgeschichte ist es
durch den heldenmütigen Widerstand unter Ahmed Bey, der nach dem
Fall Algiers unabhängiger Herrscher Ostalgeriens geworden war, bekannt.
Der erste Angriff vom Mansourahügel auf das El-Kantara-Tor endete 1836
für die Franzosen mit schweren Verlusten, mehr als fünfhundert wurden
in die Rhumelschlucht gestürzt. Die Eroberung der Stadt im J. 1837, vom
Coudiat-Aty aus, wurde mit dem Tode zweier Generale, Damrémont und
Perrégaux, erkauft.

In den ersten Jahrzehnten der französischen Herrschaft sind mit Aus-
nahme
des Aquädukts (S. 315), der Rhumelbrücke (S. 316) und der Zisternen
(S. 314) sämtliche römische Baudenkmäler zu Grunde gegangen. Die Bauten
aus der türkischen Zeit sind ein lehrreiches Beispiel für den argen Ver-
fall
der spätmaurischen Kunst.